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Ein überdimensionaler Schnurrbart, ein eiförmiger Kopf und ein beinahe unfehlbarer Verstand – das sind die Insignien des belgischen Privatermittlers oder, wie er es in aller Bescheidenheit selbst formulieren würde, des „vermutlich größten Detektivs der Welt“, Hercule Poirot. Seine Diskretion verschafft ihm Zugang zu den höchsten Kreisen, seine Kombinationsgabe ihm den Respekt Scotland Yards, und mit seiner Warmherzigkeit gewinnt er Begleiter und Begleiterinnen fürs Leben, wie den loyalen Butler George, die rührige Sekretärin Miss Lemon und nicht zuletzt „mon ami“ Captain Hastings. Für Leserinnen und Leser weltweit ist Poirot mit seiner Vorliebe für geometrische Formen und sirop de cassis sowie seiner Abneigung gegen Zugluft und Ungerechtigkeit längst Kult.
Bereits in Agatha Christies allererstem Roman erblickt er das Licht der Welt: 1916 schreibt sie, inspiriert von ihrer Arbeit als Krankenschwester in einem Lazarett, Poirots ersten Fall Das fehlende Glied in der Kette, der zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt und schließlich 1920 erstmals veröffentlicht wird. Es folgen 33 Romane und über 50 Erzählungen, in denen Poirot ermittelt und meist in einem großen Finale alle Beteiligten versammelt, um den Mörder, die Mörderin oder gleich mehrere Täter zu überführen. Bis 1975 der Vorhang fällt und Poirot stirbt, in einem Roman, den Christie bereits im Zweiten Weltkrieg geschrieben und bis kurz vor ihrem eigenen Tod im Safe aufbewahrt hat. Die New York Times widmet dem großen Detektiv einen ganzseitigen Nachruf.
Doch damit endete seine Geschichte nicht. Die britische Bestsellerautorin Sophie Hannah schrieb ihm mit Die Monogramm-Morde (2014), Der offene Sarg (2016) und Das Geheimnis der vier Briefe (2019) neue Fälle auf den Leib. Und während Poirot nach dem Willen seiner Autorin nicht auf Buchcovern erscheinen sollte, verliehen ihm seither zahlreiche renommierte Schauspieler ihre ganz eigene Gestalt, schließlich ist, ganz wie der Christie-Experte Chris Chan sagt, „die Rolle des Poirot zu groß, zu ikonisch und zu unsterblich, um von einem einzigen Schauspieler gespielt zu werden“.So sitzt Poirot bis heute in seinem Sessel, ordnet die Fakten, Motive und Widersprüche in seinem brillanten Kopf und bringt Mörder zur Strecke – mit seinem Verstand als einziger und schärfster Waffe.
Entstehungsgeschichte und Eigenschaften „Poirots“
Hercule Poirot ist zweifellos einer der bekanntesten und beliebtesten Detektive in der Kriminalliteratur.
Agatha Christie hat mit seiner Entstehung eine Figur geschaffen, die anders ist als die Detektive ihrer Zeit.
Poirot ist einzigartig in seinen Methoden und Eigenschaften, aber er ist auch ein Charakter, mit dem sich viele Leser identifizieren können. Sein Erfolg und seine Beliebtheit sind ein Beweis dafür, dass Agatha Christie eine der größten Schriftstellerinnen aller Zeiten war.
Hercule Poirot tauchte zum ersten Mal 1920 in Agatha Christies Roman "The Mysterious Affair at Styles" auf. Christie war zu dieser Zeit eine junge Schriftstellerin, die gerade ihr erstes Buch veröffentlicht hatte. Sie wollte eine Figur erschaffen, die anders war als die herkömmlichen Detektive ihrer Zeit. Sie wollte einen Charakter, der klein und ungewöhnlich war, aber gleichzeitig eine starke Persönlichkeit hatte. Sie war inspiriert von ihrem eigenen Wissen über belgische Flüchtlinge, die während des Ersten Weltkriegs in England lebten. Diese Flüchtlinge hatten eine andere Kultur und Sprache und Christie fand dies interessant.Hercule Poirot wurde zu einer Art literarischen Alter Ego für Agatha Christie. Sie beschrieb ihn als einen Mann, der sehr auf sein Äußeres achtet und immer ordentlich und sauber gekleidet ist. Er hat eine Vorliebe für Symmetrie und eine Abneigung gegen Unordnung und Chaos. Er ist sehr intelligent und analytisch, aber gleichzeitig charmant und humorvoll.
Poirot ist ein Detektiv, der aufgrund seiner außergewöhnlichen Beobachtungsgabe und seines logischen Denkens in der Lage ist, auch die kompliziertesten Fälle zu lösen. Er ist ein Meister der Psychologie und in der Lage, die Motivationen und Beweggründe von Menschen zu verstehen und zu durchschauen. Seine Methoden sind einzigartig und oft ungewöhnlich, aber immer effektiv.Ein weiteres Merkmal von Poirot ist seine Vorliebe für das Kleine und Detailreiche. Er ist ein großer Fan von Symmetrie und Ordnung und ist immer auf der Suche nach Unregelmäßigkeiten und Ungereimtheiten. Er glaubt, dass selbst die kleinsten Details wichtig sind und oft eine entscheidende Rolle bei der Lösung eines Falles spielen.Poirot ist auch bekannt für seinen Charme und seinen Sinn für Humor. Er hat eine Vorliebe für feine Dinge und eine Abneigung gegen schlechten Geschmack. Er kann manchmal arrogant wirken, aber dies ist eher auf seine überlegene Intelligenz zurückzuführen als auf eine tatsächliche Überheblichkeit.
Geboren wurde Hercule Poirot am 1. April 1874 in Spa, Belgien, als Sohn einer wohlhabenden Familie. Schon als Kind war er sehr neugierig und aufmerksam, und er hatte eine Vorliebe für mathematische Rätsel und Logikprobleme. Er verbrachte viel Zeit damit, mit seinen Freunden kleine Rätsel zu lösen und verblüffende Tricks auszuführen, um seine Fähigkeiten zu testen.
Als Poirot 18 Jahre alt war, entschied er sich, der Polizei beizutreten und schrieb sich an der Polizeiakademie von Brüssel ein. Dort zeigte er schnell seine Fähigkeiten und wurde von seinen Vorgesetzten als "junger Meisterdetektiv" bezeichnet. Poirot blieb bis zu seinem 30. Lebensjahr bei der Polizei, bis er sich entschied, als Privatdetektiv zu arbeiten.
Poirot arbeitete als Privatdetektiv in Belgien, bis der Erste Weltkrieg ausbrach. Als deutsche Truppen in Belgien einmarschierten, floh Poirot nach England. Dort begann er, als Privatdetektiv zu arbeiten und wurde schnell bekannt für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Er hatte viele prominente Kunden, darunter Mitglieder des britischen Königshauses. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Poirot als Agent für den britischen Geheimdienst. Seine Aufgaben umfassten die Aufklärung von Spionageaktivitäten und die Überwachung von Agenten im besetzten Europa. Seine Arbeit für den Geheimdienst brachte ihn oft in gefährliche Situationen, aber er überlebte immer.
Nach dem Krieg arbeitete Poirot weiterhin als Privatdetektiv und löste einige der berühmtesten Fälle seiner Zeit. Er wurde zu einer Legende in der Welt der Kriminalistik und seine Fähigkeiten wurden von vielen bewundert. Aber trotz seines Ruhms blieb Poirot immer bescheiden und widmete sich weiterhin der Lösung von Kriminalfällen.
Im Alter von 70 Jahren zog sich Poirot schließlich aus dem Detektivgeschäft zurück. Er zog sich in ein kleines Dorf in der englischen Grafschaft Kent zurück, wo er ein ruhiges Leben führte. Er verbrachte viel Zeit mit dem Schreiben und der Gartenarbeit und genoss seine Freizeit in vollen Zügen. Poirot starb im Alter von 80 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein Tod wurde von vielen bedauert und sein Vermächtnis als einer der größten Detektive aller Zeiten blieb erhalten. Poirot wird für immer als einer der berühmtesten und bemerkenswertesten Kriminologen der Geschichte in Erinnerung bleiben.
Agatha Christie's berühmter Detektiv Hercule Poirot hat im Laufe der Jahre viele Gesichter gesehen, da verschiedene Schauspieler ihn in Film- und Fernsehadaptionen verkörpert haben. Hier ist eine Übersicht über die bekanntesten Schauspieler und ihre Verkörperungen von Hercule Poirot.
Agatha Christies Meisterstück Alibi (früher Roger Ackroyd und sein Mörder) von 1926, laut Howard Haycraft ein „Eckpfeiler“ der einflussreichsten Kriminalromane, die jemals geschrieben worden sind, lieferte die Grundlage für Poirots erstes Auftreten auf der Theaterbühne (Charles Laughton, 1928) und im Film (Austin Trevor, 1931).
Insgesamt haben sowohl Charles Laughton als auch Austin Trevor zur Entwicklung und Bekanntheit der Figur Hercule Poirot beigetragen. Ihre Darstellungen haben den Grundstein für die spätere Interpretation des Charakters gelegt und haben dazu beigetragen, dass Agatha Christies Meisterdetektiv zu einem der bekanntesten und geliebtesten Charaktere in der Kriminalliteratur wurde.
Charles Laughton
Charles Laughton spielte Poirot in der Verfilmung des Romans "Zeugin der Anklage" aus dem Jahr 1957, der von Billy Wilder inszeniert wurde. Obwohl Laughtons Darstellung nicht so bekannt ist wie die späteren Darstellungen von Poirot, ist sie dennoch bemerkenswert. Er schuf eine eindringliche Darstellung des berühmten Detektivs, die seine schrullige Persönlichkeit und seine erstaunlichen kriminalistischen Fähigkeiten hervorhob. Laughton brachte auch eine Tiefe und Intensität in die Rolle, die die Komplexität des Charakters betonte.
Austin Trevor
Austin Trevor, ein britischer Schauspieler, spielte Poirot in drei Filmen in den 1930er Jahren. Er verkörperte Poirot in "Alibi" (1931), "Black Coffee" (1934) und "Lord Edgware Dies" (1934). Trevors Darstellung von Poirot war sehr anders als die späteren Darstellungen. Er hatte einen ausgeprägten britischen Akzent, der nichts mit dem belgischen Akzent des Charakters zu tun hatte, und seine Darstellung war sehr zurückhaltend und respektvoll. Dennoch war Trevor einer der ersten Schauspieler, die Poirot verkörperten, und seine Interpretation hat den Charakter geprägt und einen Weg für spätere Darstellungen bereitet.

Peter Ustinov
Peter Ustinov
Peter Ustinov war ein britischer Schauspieler und Oscar-Preisträger, der in den 70er und 80er Jahren die Rolle des Hercule Poirot in mehreren Verfilmungen von Agatha Christie-Romanen übernahm. Ustinov verkörperte den charismatischen belgischen Detektiv in sechs Filmen und wurde zu einer der bekanntesten und beliebtesten Interpretationen des Charakters.
Seine erste Darstellung von Poirot war in "Tod auf dem Nil" aus dem Jahr 1978, der auf dem gleichnamigen Roman von Agatha Christie basiert. Ustinovs Leistung als Poirot war so bemerkenswert, dass er den BAFTA Award und den Golden Globe für die beste Darstellung in einem Drama erhielt. Die Fans und Kritiker waren gleichermaßen beeindruckt von seiner Fähigkeit, den Geist und das Wesen des Charakters zu erfassen und gleichzeitig seinen einzigartigen Sinn für Humor und seinen belgischen Akzent perfekt umzusetzen.In den nächsten Jahren spielte Ustinov Poirot in weiteren Filmen, darunter "Mord im Spiegel" (1980), "Das Böse unter der Sonne" (1982) und "Tödlicher Irrtum" (1985).
In jeder dieser Rollen brachte Ustinov eine erfrischende Leichtigkeit und Komik in die Figur, die den Charme und die Raffinesse des Charakters unterstrich.Ustinovs Interpretation von Poirot war ein Meisterwerk der Schauspielkunst und hat den Charakter auf eine ganz neue Ebene gebracht. Seine Fähigkeit, die Vielschichtigkeit und Tiefe des Charakters zu erfassen, machte ihn zu einem Publikumsliebling und zu einem der am meisten geliebten Hercule Poirots aller Zeiten.

David Suchet
David Suchet ist ein britischer Schauspieler, der für seine ikonische Darstellung des belgischen Detektivs Hercule Poirot in der TV-Serie "Agatha Christie's Poirot" bekannt ist. Die Serie wurde zwischen 1989 und 2013 produziert und umfasst insgesamt 70 Episoden, die auf verschiedenen Romanen und Kurzgeschichten von Agatha Christie basieren.
Suchets Interpretation von Poirot wurde von Kritikern und Fans gleichermaßen gelobt und er wird oft als der definitive Hercule Poirot bezeichnet. Er hat den Charakter mit so viel Detail und Tiefe dargestellt, dass er für viele zu einer regelrechten Ikone wurde. Der Schauspieler verbrachte viel Zeit damit, sich auf die Rolle vorzubereiten, indem er die Romane und Geschichten von Agatha Christie studierte und auch mit Experten sprach, um Poirots belgischen Akzent und seine Bewegungen perfekt zu reproduzieren.
Suchets Poirot war eine Meisterleistung des Schauspiels, die die ganze Bandbreite des Charakters zeigte, von seiner pedantischen Natur bis hin zu seiner tiefen Empathie und seinem Verständnis für das menschliche Verhalten. Der Schauspieler verlieh Poirot auch eine menschliche Seite, die ihn von anderen Interpretationen des Charakters abhob, was den Zuschauern half, sich besser mit ihm zu identifizieren.
Während seiner Zeit als Poirot erhielt Suchet zahlreiche Auszeichnungen, darunter den BAFTA Award und den Emmy Award für die beste Darstellung in einer Drama-Serie. Seine Interpretation von Poirot hat das Erbe von Agatha Christie auf eine ganz neue Ebene gehoben und ihren berühmten Detektiv zu einem der bekanntesten und geliebtesten Charaktere der Fernsehgeschichte gemacht.
Der Roman Mord im Orient Express, den Agatha Christie selbst laut einem Interview von 1960 für ihr bestes Poirot-Buch hielt, kann gleich mit vier unterschiedlichen Poirots aufwarten: Albert Finney, nominiert für einen Oscar (1974), Alfred Molina (2001), noch einmal David Suchet und Kenneth Branagh, der 2017 die Rolle des Poirot und außerdem die Regie in der starbesetzten Neuverfilmung übernahm.
Albert Finney und Alfred Molina haben beide den berühmten belgischen Detektiv Hercule Poirot auf der Leinwand dargestellt.
Insgesamt haben Finney und Molina mit ihren Interpretationen von Hercule Poirot ihren eigenen Stempel auf die Rolle gedrückt und die Bandbreite der Möglichkeiten für zukünftige Schauspieler, die den Charakter verkörpern, erweitert.
Albert Finney
Albert Finney spielte Poirot in der Verfilmung von Agatha Christies Roman "Mord im Orient-Express" aus dem Jahr 1974. Finney setzte seinen eigenen Stil für die Rolle ein, indem er Poirot mit einem dicken Schnurrbart und einem französischen Akzent porträtierte. Seine Interpretation wurde von Kritikern sehr gelobt und brachte ihm eine Oscar-Nominierung für die beste Hauptrolle ein.
Alfred Molina
Alfred Molina übernahm die Rolle von Hercule Poirot in der TV-Adaption von Agatha Christies "Der Tod auf dem Nil" aus dem Jahr 2004. Molina setzte seine eigene Note ein, indem er Poirot als etwas abgenutzten und mürrischen Charakter darstellte. Seine Interpretation von Poirot wurde von Kritikern positiv aufgenommen, obwohl es einige Kontroversen gab, da er nicht den schlanken Körperbau von Poirot hatte, den Christie in ihren Büchern beschrieb.
Kenneth Branagh
Kenneth Branagh spielte Hercule Poirot in der Verfilmung von Agatha Christies Roman "Mord im Orient-Express" aus dem Jahr 2017. Branagh setzte seine eigene Interpretation für die Rolle ein und porträtierte Poirot als einen Charakter mit einem Schnurrbart, der von Perfektion und Symmetrie besessen ist.Branaghs Interpretation von Poirot wurde von Kritikern und Fans gleichermaßen gelobt. Der Schauspieler zeigte sowohl die pedantischen als auch die sympathischen Seiten des Charakters und schaffte es, ihn in all seinen Facetten zum Leben zu erwecken. Branagh machte auch von der modernen Technologie Gebrauch, indem er CGI für den Schnurrbart von Poirot und für einige der spektakulären Kulissen verwendete.Branagh brachte auch eine interessante Note in die Geschichte von "Mord im Orient-Express", indem er eine größere Rolle für Poirot schuf. Er gab ihm eine tiefere emotionale Tiefe und eine Hintergrundgeschichte, die den Charakter für die Zuschauer noch greifbarer machte.Infolge des Erfolgs von "Mord im Orient-Express" kehrte Branagh 2019 zurück, um Poirot erneut in der Fortsetzung "Tod auf dem Nil" zu spielen. Wieder einmal setzte Branagh seine eigene Interpretation für den Charakter ein und zeigte Poirots psychologischen und emotionalen Kampf, während er den Fall des Mordes an Bord eines Kreuzfahrtschiffs löst.Insgesamt hat Kenneth Branagh mit seiner Interpretation von Hercule Poirot einen frischen Wind in die Rolle gebracht und bewiesen, dass der Charakter immer noch relevant und interessant für das moderne Publikum ist.















































